UnternehmerTUM und die Joachim Herz Stiftung zeigen: Deutschlands Growth-Finanzierung droht bis 2030 eine 10-Mrd.-Euro-Lücke

München, 10. Dezember 2025. Deutschland zählt in der Grundlagen- und Anwendungsforschung zur Weltspitze – doch beim Skalieren von Innovationen hakt es. Das zeigt das neue Whitepaper „Wachstumskapital für Deep-Tech Scaleups: Wege zur Finanzierung von Innovationen in Deutschland und Europa“, die UnternehmerTUM und die Joachim Herz Stiftung heute veröffentlichen. Die Analyse beschreibt die Finanzierungslücke in der Wachstumsphase von Startups – besonders ausgeprägt bei Deep-Tech-Unternehmen, deren Geschäftsmodelle hohe Investitionen in Forschung, Entwicklung, Prototypenbau und Produktionsinfrastruktur erfordern. Zugleich präsentiert das Whitepaper konkrete Handlungsempfehlungen, wie mehr Wachstumskapital mobilisiert werden kann.

Obwohl Deutschland 2023 3,13 % des BIP in Forschung und Entwicklung investierte, gelingt die Kommerzialisierung und internationale Skalierung häufig nur bedingt. Die Studie zeigt: Klassische Venture-Capital-Strukturen reichen bei hardware- und technologieintensiven Innovationen oft nicht aus, Private-Equity- und Infrastrukturinvestoren meiden frühe Wachstumsphasen aufgrund von Unsicherheiten, und Bankfinanzierungen sind für junge Unternehmen wegen Regulierung, konservativer Risikopolitik und fehlender Sicherheiten nur schwer zugänglich. Die Folge: Viele Deep-Tech-Scaleups sind auf internationale Investoren angewiesen – oder verlagern ihr Geschäftsmodell ins Ausland.

Ein wachsendes Milliardenloch

Die Zahlen zeigen: Das deutsche Wagniskapitalvolumen sank von 24,7 Mrd. US-Dollar (2021) auf 9,8 Mrd. US-Dollar (2023). Zum Vergleich: In den USA lag das Volumen 2021 bei 419,5 Mrd. US-Dollar. Gleichzeitig sind Finanzierungsrunden in Europa deutlich kleiner: In der fortgeschrittenen VC-Phase liegt die mittlere Finanzierung bei 5,8 Mio. Euro, in den USA bei 13,7 Mio. Euro. Bis 2030 könnte der Wagniskapitalbedarf in Deutschland auf rund 20 Mrd. Euro pro Jahr steigen – davon etwa 14 Mrd. Euro im Growth-Segment (Series B+). Auf Basis der Marktprojektion wächst die Wachstumslücke von 4 Mrd. Euro (2025) auf 10 Mrd. Euro (2030).

Risiko für Souveränität und Wertschöpfung

Rund zwei Drittel des in deutsche Startups investierten Kapitals stammen bereits aus dem Ausland. Das erhöht die Abhängigkeit von externen Kapitalquellen und birgt Risiken für technologische Souveränität – gerade in strategisch wichtigen Deep-Tech-Feldern.

„Wir haben in Deutschland exzellente Deep-Tech-Startups mit vielversprechenden Lösungen. Was diesen Unternehmen jedoch fehlt, ist Wachstumskapital, um ihre Ideen groß zu machen. Die Politik muss jetzt Rahmenbedingungen und Anreize für mehr Wachstumskapital schaffen, die Wirtschaft zukunftsorientiert investieren und institutionelle Investoren mehr Kapital bereitstellen. Wir wissen, wo wir ansetzen müssen – jetzt brauchen wir den Mut, gemeinsam die notwendigen Maßnahmen umzusetzen“, sagt Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst, Vorstandsvorsitzende der Joachim Herz Stiftung.

„Wir brauchen in Deutschland wieder Mut und Glauben an unsere eigene Innovationskraft. Und wir sollten wieder bereit sein, unser Geld und unsere Zeit in die Zukunft unserer Wirtschaft zu stecken”, betont Prof. Dr. Helmut Schönenberger, Mitgründer und Geschäftsführer von UnternehmerTUM.

Handlungsempfehlungen

Das Whitepaper formuliert konkrete Handlungsempfehlungen, um die Skalierungslücke zu schließen. Hierzu zählen der Aufbau großer Wachstumsfonds im Milliardenbereich, die Aktivierung institutioneller Investoren (u. a. durch regulatorische Anpassungen und mehr Anreize), hybride Finanzierungsmodelle für kapitalintensive Deep-Tech-Vorhaben sowie die Stärkung von Exit- und Sekundärmärkten, um Liquidität für Re-Investitionen zu schaffen und die Anlageklasse attraktiver zu machen.

Über das Whitepaper

Die Analyse basiert auf der Auswertung wissenschaftlicher Beiträge, Studien und Initiativen sowie auf Experteninterviews. Ziel ist es, die Kluft zwischen exzellenter Forschung und erfolgreicher Kommerzialisierung zu verringern – und nachhaltige Wachstums- und Innovationskraft in Deutschland und Europa zu sichern.
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Die Joachim Herz Stiftung setzt sich für Innovation und Transfer aus der Spitzenforschung ein, damit mehr Forschungsergebnisse in die Praxis gelangen und einen gesellschaftlichen Nutzen erzeugen. Die Stiftung stärkt Gründerökosysteme und unterstützt eine neue Generation von unternehmerischen Talenten, radikale Innovation und nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln. Mit der Förderung von Nachwuchsfachkräften in einer sich durch KI und Digitalisierung wandelnden Berufswelt, trägt die Stiftung dazu bei, die berufliche Bildung zu erneuern. Ziel ist es, wirksame Lösungen für aktuelle Herausforderungen wie Klimaschutz, mehr Ressourceneffizienz oder die Fachkräftesicherung zu ermöglichen. Die Aktivitäten der Stiftung nutzen Impulse aus den USA und stärken den deutsch-amerikanischen Dialog. Die Joachim Herz Stiftung wurde 2008 in Hamburg gegründet und gehört zu den großen deutschen Stiftungen.

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