VC-Kapital unterstützt Gründende auf ihrem Weg zum Erfolg und verhilft nicht selten zum Durchbruch. Laut dem “State of European Tech Report 2021” landet Deutschland nach dem Vereinigten Königreich schon auf Platz zwei in Europa, wenn es um die Höhe des investierten Wagniskapitals geht.
Seit 2011 investiert UVC Partners, ursprünglich als UnternehmerTUM-Fonds gestartet, in High-tech-Start-ups in der Frühphase – mit inzwischen 255 Millionen Euro. Wir haben mit Andreas Unseld, der den Fonds von der ersten Stunde an mit aufgebaut hat und inzwischen Partner ist, über die Erfolgsgeschichte von UVC Partners gesprochen.
Du warst 2011 an der Gründung des so genannten UnternehmerTUM-Fonds beteiligt. Vor welchen Herausforderungen standet ihr am Anfang?
Es war damals insgesamt alles nicht so einfach: 2011 war das Thema Venture Capital in Deutschland noch ziemlich „tot“. Durch den Dotcom-Crash ca. zehn Jahre zuvor gab es so gut wie kein Kapital für High-tech Start-ups. Man hat uns damals für verrückt erklärt, als wir mit der Idee eines Fonds um die Ecke kamen. Entsprechend schwer war es natürlich, Investoren für das Thema aufzutreiben. Wir konnten eigentlich nur starten, da unser CEO Prof. Dr. Helmut Schönenberger den deutschen Selfmade-Milliardär Jürgen Großmann bei einer Veranstaltung der TU München getroffen hat und von unserem Vorhaben begeistern konnte. Er stieg mit 500.000 Euro ein und brachte uns damit genau die Aufmerksamkeit, die wir am Anfang brauchten. Dennoch sind wir erst gut eineinhalb Jahre später zum First Closing mit 12,5 Millionen Euro gekommen und weitere eineinhalb Jahre später auf 25 Millionen. Es war also relativ zäh am Anfang und zwischendurch dachten wir sogar, dass wir bei 12,5 Millionen stehen bleiben würden.
Inzwischen nennt ihr euch UVC Partners. Wo steht ihr heute?
Es hat sich extrem viel getan. Nachdem wir den ersten Fonds erfolgreich allokiert hatten, haben wir 2017 den zweiten Fonds aufgesetzt, der mit 82,5 Millionen schon deutlich größer war und bei dem wir eine Investitionsperiode von drei Jahren hatten. 2020 folgte das First Closing unseres dritten und aktuellen Fonds, den wir mit 212 Millionen Euro schließen konnten. Ganz neu hinzu kam auch ein Growth-Fund, mit dem wir in ausgewählte Unternehmen aus unserem Portfolio in späteren Phasen investieren können. Er umfasst aktuell 43 Millionen Euro und soll auf 50-60 Millionen gesteigert werden. Während dieser Zeit ist auch unser Team stetig gewachsen – von ursprünglich drei Mitarbeitenden auf aktuell 20.
Was ist das Besondere an UVC Partners?
Ich denke, da gibt es mehrere Bereiche, die man nennen kann. In der Portfolio-Auswahl konzentrieren wir uns sehr stark auf technologieorientierte Themen, die meistens einen gewissen Substanzwert mitbringen, z.B. Patente oder ein tolles bestehendes Produkt. Gleichzeitig verstehen wir uns als sehr proaktiven Fonds, der den Unternehmen hilft, durch die sehr frühe Phase zu navigieren, vor allem im Deeptech-B2B-Segment, das seit über zehn Jahren unser Fokus und unsere Stärke ist. Ganz besonders stolz sind wir aber darauf, dass UnternehmerTUM ein riesiges Asset für uns ist: Zum einen im Bereich Dealflow – denn die Teams, die von UnternehmerTUM betreut werden, sind wirklich großartig und wir investieren viel in diese. Außerdem haben wir zusätzlich die mehr als 300 Mitarbeitenden von UnternehmerTUM samt Netzwerk im Rücken, was ein enormer Vorteil ist.
Auf welches Investment bist du besonders stolz?
Es gibt viele Investments, die mich stolz machen. Toll ist es natürlich, wenn einzelne Unternehmen richtig durch die Decke gehen wie FlixBus, Isar Aerospace oder Finn.auto. Wir haben zudem ein breites Portfolio, welches sehr werthaltig ist, auch wenn in diesem nicht alle Unternehmen zu einem Unicorn werden. Das ist überaus wichtig, da wir so sehr gute Renditen für unsere Investorinnen und Investoren erzielen.
Was muss sich für Start-ups in Sachen Finanzierung in Deutschland verbessern?
Wir Deutschen haben so eine Angewohnheit, erstmal nur das zu sehen, was noch verbessert werden muss anstatt das, was schon sehr positiv läuft. Ich glaube, wir sollten uns einfach mal selbst auf die Schulter klopfen und anerkennen, dass Deutschland sich zu einem herausragenden Tech-Standort entwickelt hat, und zwar in allen Parametern – und nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa! Vor zehn Jahren war die High-tech-Landschaft hierzulande noch sehr ausgestorben und es ist wenig Venture Capital geflossen. Inzwischen ist es explosionsartig in die Höhe geschossen, es gibt großartige Unternehmen. Der “State of European Tech Report 2021” hat gerade aufgezeigt, dass allein im letzten Jahr rund 100 Unicorns in Europa hinzugekommen sind. Es ist also alles schon auf einem richtig guten Weg. Auch, dass die Kapitalverfügbarkeit in Deutschland so schlecht sei, stimmt schon lange nicht mehr. Im Gegenteil, möglicherweise ist heute eher zu viel Kapital am Markt. Jedes gute Team kann sich finanzieren. Auch die VC-Landschaft hat sich in den letzten Jahren richtig professionalisiert.
Zwar glaube ich, dass unser Potenzial in Deutschland noch lange nicht ausgeschöpft ist. Doch haben wir einen strukturellen Vorteil gegenüber anderen Ländern. Denn wenn wir uns ansehen, wo Gründungsaktivität stattfindet, ist dies stets in lebenswerten Städten mit guten Universitäten – ob San Francisco, Palo Alto, London oder Paris. Besonders positiv ist, dass Deutschland multizentrisch ist und wir hier 82 Großstädte und 17 hochkarätige technische Universitäten sowie über 300 Universitäten insgesamt haben, die alle wirklich gut sind. Daher werden auch zukünftig weitere Gründungshochburgen entstehen wie Hamburg für Gaming oder Stuttgart für den Bereich Automotive und Maschinenbau. UnternehmerTUM und TU München waren als starkes Gespann definitiv Vorreiter und haben das Gründen auch beim exzellenten Nachwuchs salonfähig gemacht.
Was wollt ihr in den nächsten zehn Jahren erreichen, wohin geht eure Reise?
Erst einmal müssen wir unseren aktuellen Fonds gut allokieren. Aber ich denke, zusammen mit UnternehmerTUM haben wir die Chance, zum führenden Technologie-Fonds in Europa zu werden. Das ist ein hohes Ziel, da es hervorragende Wettbewerber gibt. Aber wir sehen auch, dass sehr gute Teams ganz bewusst zu uns wollen. Bislang sind wir noch stark auf den deutschsprachigen Raum fokussiert, doch wir wollen die Fühler noch weiter ausstrecken. Die Erfahrung aus der Branche zeigt, dass Investierende nicht mehr direkt „daneben“ sitzen müssen, und ich kann mir gut vorstellen, dass wir zukünftig auch Teams z.B. in Frankreich betreuen können, die in Deutschland einen relevanten Markt für sich sehen. Wenn wir das in den nächsten zehn Jahren schaffen, ist das wirklich schon viel. Das gelingt uns aber nur mit UnternehmerTUM, denn wir sehen uns hier als integralen Bestandteil.
Vielen Dank für das Interview!
Mit unserer Serie "Making U Count" zeigen wir anhand von Geschichten, Interviews und Bildstrecken, welchen Mehrwert UnternehmerTUM in den letzten 20 Jahren geschaffen hat, welche Erfahrungen am prägendsten waren und wie sie unsere Vision geschärft haben.