Pro Glove paul and thomas Linked In KL
Geschrieben
25 März 2021
Thema
Entrepreneurship
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Jede Erfolgsgeschichte beginnt mit einer Idee. So auch im Fall von ProGlove aus München. Mit seinen smarten Handschuh-Scannern hat das Start-up den Arbeitsalltag von tausenden Beschäftigten in Werken weltweit vereinfacht. Nach den allerersten Anfängen bei unserem Programm Manage and More hat unser Accelerator TechFounders das Team begleitet, gefördert und mit dem etablierten Unternehmen Festo für eine Kooperation zusammengebracht. Eine Rückblick auf die Erfolgsgeschichte.

Angefangen hat alles im Silicon Valley mit einer Ausschreibung von Intel. Im Rahmen der „Intel Make It Wearable Challenge“ suchte das Unternehmen nach Anwendungen, um einen Chipsatz für Wearables auf den Markt zu bringen. Die vier Gründer Thomas Kirchner, Paul Günther, Jonas Giradert und Alexander Grots entwickelten dafür einen Prototyp. Dass daraus später ein Barcode-Scanner in Handschuhform werden würde, war damals noch nicht absehbar. Mit ihrem Prototyp sicherten sich die Gründer trotzdem den dritten Platz und damit ein Preisgeld von insgesamt 250.000 US-Dollar. Die Idee des Handschuhscanners blieb indes im Kopf, denn sie beruht auf der großen Wirkung einer scheinbar nur minimalen Prozessoptimierung.

Herkömmliche Scan-Pistolen müssen Fabrikangestellte bei jedem Scan in die Hand nehmen, den Scanvorgang durchführen und sie anschließend wieder ablegen. Das kostet wertvolle Sekunden. Wie wertvoll diese sind, zeigt ein Rechenbeispiel aus der Automobilproduktion: Bei 1.000 gebauten Autos pro Tag in einem Werk und 1.000 Scans pro Auto kommen am Ende des Tages eine Million Sekunden zusammen. Dieses tägliche Einsparpotenzial beläuft sich damit auf mehr als 16.000 Minuten. Das entspricht mehr als 270 Stunden. Mit der ProGlove Technologie lassen sich aber nicht nur eine Sekunde wie im obigen Beispiel, sondern bis zu vier – in manchen Umfeldern gar sechs Sekunden pro Scan einsparen.

Da Fabrikangestellte jedoch ohnehin standardmäßig Arbeitsschuhe, Kittel und Handschuhe tragen, lag die Idee nahe, die Arbeitskleidung in die Prozessoptimierung zu integrieren. Schnell fiel die Wahl auf den Handschuh und ProGlove war geboren.

Von Anfang an starke Partnerschaften

Der Weg hin zum fertigen Prototyp war mit einigen Herausforderungen verknüpft, erinnert sich Thomas Kirchner:


Es hat tatsächlich einige Zeit gedauert, bis wir bei einem Produkt angekommen waren, von dem wir auch wirklich überzeugt waren. Egal, ob Elektrik, die Miniaturisierung des Scanners, seine Integration oder die Widerstandsfähigkeit – wir haben hunderte Prototypen gebaut.

Thomas Kirchner

Hilfe fand das junge Unternehmen bei TechFounders. Die Initiative von UnternehmerTUM, Europas führendem Gründungs- und Innovationszentrum, bringt vielversprechende Start-ups mit internationalen Konzernen zusammen, in diesem Fall mit Festo. „Für unsere Industriepartner scouten wir Start-ups in der Frühphase, die interessante Denkansätze liefern, von denen auch etablierte Konzerne profitieren können. Diese arbeiten dann gemeinsam mit den ausgewählten Start-ups an neuen Projekten, entwickeln innovative Lösungen weiter und teilen ihre Expertise. Auf diese Weise entsteht eben jene Symbiose, die unser Accelerator-Programm ausmacht. Die vier Gründer von ProGlove gehörten damals zum allerersten Batch“, erläutert Miki Yokoyama, Managing Partner bei TechFounders.

Thomas Kirchner ergänzt: „Für uns war es damals besonders wichtig, mithilfe von TechFounders direkt mit echten Kunden zu testen. Welches Unternehmen öffnet denn ansonsten einfach seine Tore und lädt zum Testen ein? Mit Festo hatten wir den perfekten Partner gefunden. Gemeinsam konnten wir unser Produkt testen, iterieren und zur Serienreife entwickeln.“ Mittlerweile sind die Wearable-Scanner von ProGlove die kleinsten und leichtesten Modelle am Markt und in der Produktion bei Festo etabliert.

Eine smarte Lösung für ein weit verbreitetes Problem

Barcode-Scanner sind ein fester Bestandteil in Industrie, Handel, Logistik oder Fertigung. Denn jeder Artikel wird mit Hilfe von Barcodes entlang der Zuliefer- und Wertschöpfungsketten gesteuert. Dabei kommen traditionelle Barcode-Scanner jedoch sehr schnell an ihre Grenzen. Sie schränken zudem die Bewegungsfreiheit der Mitarbeitenden ein, gehen verloren oder kaputt.

ProGlove hat mit der MARK Produktfamilie die ersten intelligenten Handschuh-Scanner entwickelt. Die streichholzschachtelgroßen Geräte sind klein, leicht und ergonomisch. Da der Scanner am Handschuh auf dem Handrücken befestigt ist, bleiben die Hände frei, Greifzeiten entfallen und die Beschäftigten im Werk können sich auf ihre eigentliche Tätigkeit konzentrieren. Der Scanner selbst lässt sich per Daumendruck auslösen. Zudem besteht die Möglichkeit, sofort eine Rückmeldung zu erhalten, ob der Artikel richtig gescannt wurde. Das reduziert nicht nur die Scan-Zeit, sondern auch Stress und potenzielle Fehler signifikant.

„Die digitale Ära und die Industrie 4.0 sind geprägt von der Aussicht auf Konnektivität, Daten, Maschinen und Technologie. Wir glauben, dass die digitale Transformation ihre Wirkung nur dann vollständig entfalten kann, wenn sie den Menschen mitnimmt. Der Mensch wird trotz Automatisierung und KI auch weiterhin die entscheidende Rolle spielen. Deshalb wollen wir ihn mit unseren Lösungen bestmöglich unterstützen, damit er die treibende Kraft der Industrie 4.0 und der digitalen Transformation bleibt“, erklärt Kirchner die Vision hinter der ProGlove-Produktfamilie.

ProGlove auf Wachstumskurs

Die Technologie und das Konzept von ProGlove haben mittlerweile viele Traditionsunternehmen wie Bosch, Volkswagen, DHL und Lufthansa Technik überzeugt. Das Start-up ist seither gewachsen und verzeichnet aktuell rund 200 Angestellte an den Standorten München, Chicago und Belgrad.

Die Produktpalette hat sich ebenfalls erweitert. Neben dem Handschuh und dem Barcode-Scanner ist eine dazugehörige Software in Arbeit. ProGlove Insight ist eine Advanced-Analytics-Plattform, die auf Basis eines Bottom-up-Ansatzes Daten aus dem operativen Betrieb kontextualisiert und automatisierte Handlungsempfehlungen daraus ableitet. Sie ermöglicht es Unternehmen, schnell auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren oder Prozesse zu optimieren.

Des Weiteren plant ProGlove, künftig nur noch die Scanner-Manschette herzustellen und Unternehmen damit die Möglichkeit zu geben, aus jedem Handschuh einen ProGlove zu machen. Denn die Index-Trigger-Manschette passt nicht nur über eine Vielzahl von Arbeitshandschuhen, sondern kann auch komplett ohne Handschuh getragen werden. Letzteres ist überall dort bedeutsam, wo Fingerfreiheit eine wichtige Rolle spielt.

Mit der Connect Proximity App hat ProGlove nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie auf zahlreiche Kundenanfragen reagiert. Proximity unterstützt Betriebe dabei, die Abstandsregeln in Produktion, Distribution und Logistik einzuhalten. Proximity lässt sich dabei sowohl stand-alone auf einem Android-Gerät, als auch verbunden mit einem Barcode-Scanner nutzen. Wird nicht ausreichend Abstand gehalten, macht sich ein Warnsignal aus einer Kombination aus Audio-Sound, optischem LED-Licht und haptischem Vibrationssignal bemerkbar. Dies ist insbesondere in geräuschintensiven Arbeitsumgebungen wichtig, da hier die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass ein akustisches Signal aufgrund des Geräuschpegels überhört wird.

ProGlove ist nicht nur ein Beispiel für Innovationskraft, sondern auch dafür, wie produktiv die Zusammenarbeit zwischen Großkonzern und aufstrebendem Jungunternehmen laufen kann. Wir sind sehr stolz, dass wir die Erfolgsgeschichte von ProGlove von Beginn an miterleben durften. ProGlove macht damit hoffentlich auch anderen Gründenden Mut, ihre Ideen zu verwirklichen. Wir bei TechFounders stehen als Vermittler parat, um Start-ups das nötige Know-how mitzugeben und sie mit geeigneten Industriepartnern zu vernetzen

Miki Yokoyama

„Wenn ich den Start-ups, die am TechFounders-Accelerator-Programm teilnehmen, etwas raten kann, dann das: Bauen, Testen, Scheitern, Lernen, Verbessern und vor allem loslassen. Es geht nicht darum, dass sofort alles klappt oder perfekt ist. Es kommt darauf an, möglichst viel zu testen und zu lernen. Außerdem sollten Start-up-Teams den Wert von strategisch wichtigen Kontakten nicht unterschätzen. TechFounders und UnternehmerTUM besitzen ein in Deutschland und Europa einmaliges Netzwerk“, sagt Thomas Kirchner.

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