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“Digitale Angebote müssen ein positives Kundenerlebnis erzeugen” - Interview mit Wieland Frank und Markus Bade von SIEGENIA

Bade Frank
Geschrieben
15 Oktober 2020
Thema
Familienunternehmen & Mittelstand
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UnternehmerTUM Business Creators arbeiten seit Juni 2020 mit dem mittelständischen Unternehmen SIEGENIA strategisch zusammen, um gemeinsam neue Ideen zu entwickeln, innovative Produkte und Geschäftsmodelle zu testen und ins Leben zu rufen, und ihr Team zu befähigen, innovative und agile Methoden im Alltag einzusetzen. SIEGENIA entwickelt und vertreibt vielfältige smarte Produkte für mehr Raumkomfort, z.B. zur Steuerung von Rollläden, Thermostaten, Markisen oder auch der Beleuchtung.

Wir haben mit Wieland Frank, geschäftsführender Gesellschafter, und Markus Bade, Geschäftsbereichsleiter, über die Bedeutung von Innovation und Digitalisierung für das Kerngeschäft von SIEGENIA gesprochen.

Welchen Stellenwert haben Innovation und Digitalisierung für Sie?

WF:

Innovation war und ist seit mehr als 100 Jahren der Kern unseres Unternehmens. Ging es früher nur darum Fenster und Türen in Funktion zu bringen und Räume mit guter Luft zu versorgen, sind wir heute dabei, ganz generell den Raumkomfort zu gestalten. Das bietet vielfältige Möglichkeiten für Innovation. Klar ist aber auch, dass nicht jede Idee zu einer ertragreichen Innovation wird. Insofern verfolgen wir den Lean Innovator Ansatz, d.h. klare Fokussierung der Ressourcen auf die Schaffung von Kundennutzen über die gesamte Wertschöpfungskette.

Die Digitalisierung sehen wir dabei als echten Treiber für Innovation. Ob bei der Gestaltung und Steuerung unserer Prozesse, bei der Optimierung der Customer Journey oder bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle – die Digitalisierung bietet uns dabei echte Chancen.

MB:

SIEGENIA ist auf ertragsstarke Innovationen fokussiert, welche wir in unserer Unternehmensvision unter dem Lean Innovator Ansatz positioniert haben. Dabei werden die Innovationen konsequent unter dem Aspekt des Raumkomfort und seinen Dimensionen als Suchfelder identifiziert.

Im Ansatz des Raumkomfort spielt die Digitalisierung eine wesentliche Rolle, wenn es darum geht, für unsere Kundschaft die aktuelle Situation von Räumen zu visualisieren, Einfluss darauf zu nehmen oder auch Aktionen in komfortabler Weise durchzuführen. Konkret können wir z.B. die Qualität der Raumluft messen, bei Bedarf die Lüftungssysteme steuern, elektrisch betriebene Fenster und Schiebeelemente bedienen, Öffnungszustände und Manipulationsversuche an Türen und Fenstern detektieren und melden und Zutritt zu bestimmten Bereichen gewährleisten. In der nahen Zukunft sehen wir mit Hilfe der Generierung von Nutzungsinformationen die Möglichkeit maßgeschneiderte Produkte und Dienstleistungen anzubieten.

Darüber hinaus unterstützt uns die Digitalisierung auch bei der Steuerung von Prozessen sowie dem systematischen Erfassen und Nutzen von Know-how. Deshalb ist sie fest in unseren Unternehmenszielen verankert.


Wie hat sich das Verhältnis hierzu gerade zu Beginn der Corona-Pandemie verändert?

WF:

Das COVID-19-Virus und die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie haben die Sicht auf beide Aspekte – Innovation und Digitalisierung – geschärft. Insbesondere die Digitalisierung ist in den Fokus gerückt, weil ohne sie mobiles Arbeiten und Homeoffice gar nicht denkbar wären. Was zuvor mit heftigen Diskussionen verbunden und nur langsam in die Umsetzung gelangte, wurde plötzlich innerhalb weniger Wochen zum Standard des neuen Arbeitens. Und innovative Geschäftsmodelle können offenbar schneller adaptiert und skaliert werden.

MB:

Gemeinsam mit UnternehmerTUM haben wir mitten in der Pandemie ein Projekt gestartet, um unseren interessierten Endkundinnen und -kunden unseren Ansatz des Raumkomfort näher zu bringen. Dabei haben wir die notwendigen Marktuntersuchungen bewusst in dieser Zeit gestartet, um die neu gewonnen Erfahrungen der Zielgruppe und deren Bedürfnisse an Informationen über digitale Kanäle zu ermitteln. Dabei konnten wir sehr zeitgemäße und innovative Ansätze entwickeln.


Wo sehen Sie Chancen und Herausforderungen für die kommenden Jahre?

WF:

Mit Blick auf die Digitalisierung sind Chancen und Herausforderungen die beiden Seiten ein und derselben Medaille. Die Pandemie wirkt dabei als Katalysator und Beschleuniger von Veränderungen und Neuerungen in quasi allen Lebensbereichen und das doch vielfach mit positiver Wirkung. Die Offenheit und Bereitschaft sich darauf einzulassen, ist wohl die größte individuelle und kollektive Herausforderung

MB:

Durch die aktuelle Situation sind die Möglichkeiten durch die Digitalisierung in vielen Bereichen sehr schnell zur täglichen Übung geworden. Nehmen wir nur das mobile Arbeiten. Dabei sind vielen Betroffenen die Unzulänglichkeiten im privaten Wohnumfeld deutlich geworden. Hier sehen wir einen Trend zum Optimieren durch Renovierungen aber auch dem Wunsch nach anderen bzw. besseren Wohnsituationen mit entsprechenden Anforderungen an den Raumkomfort und den technischen Gegebenheiten, diesen an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Dabei wird ein Schlüssel zur steigenden Akzeptanz von smarten und damit vernetzbaren Produkten die barrierefreie Inbetriebnahme und Nutzung sein. Das Kundenerlebnis muss stärker in den Fokus rücken bei der Identifikation von Innovationen und digitalen Angeboten.


Wie stellen Sie sich die digitale Zukunft von SIEGENIA vor?

WF:

Die Digitalisierung wird eine sehr große aber nicht die allein entscheidende Rolle spielen. Sie ist der Werkzeugkasten, mit dem die bisherigen wertschöpfenden Prozesse optimiert und neue Geschäftsmodelle entwickelt werden. Die größte Chance sehe ich darin, mit Hilfe der Digitalisierung den Nutzerinnen und Nutzern unserer Produkte - der Zielgruppe Endkunde - sehr viel näher zu kommen.

MB:

Aus der digitalen Zukunft und der konsequenten Implementierung in die Prozesse erhoffen wir uns, Erkenntnisse für die Umsatzsteigerung, Ideen für neue Geschäftsmodelle und -beziehungen, innovative Produkte und Dienstleistungen sowie Ansätze zur Prozessoptimierung und Kostenreduktionen zu gewinnen.



Was ist Ihr Rat an mittelständische Unternehmen, die ihre Innovationsfähigkeit und die Digitalisierung vorantreiben wollen?

WF:

Ich bin überzeugt, dass es kein Patentrezept für erfolgreiche Innovation gibt und jedes Unternehmen seinen eigenen Weg finden muss,. Wir fokussieren uns auf den Raumkomfort und versuchen in diesem Handlungsfeld für die Beteiligten in der Wertschöpfungskette bis zum Endkunden eine intuitive und nachhaltige gute Nutzererfahrung zu erzeugen.


MB:

Kundinnen und Kunden sollten mit ihren Bedürfnissen im Mittelpunkt stehen. Digitale Angebote müssen ein positives Kundenerlebnis erzeugen – denn das sorgt für eine schnellere Vermarktung auch durch Empfehlungen.


Vielen Dank für das Interview!

Foto: Links: Markus Bade; rechts: Wieland Frank


Markus Bade (*1966), Vater eines Kindes, gelernter Werkzeugmacher mit darauf folgender Weiterbildung zum staatlich geprüften Maschinenbautechniker. Daran anschliessend absolvierte er ein Studium der Betriebswirtschaftslehre in Duisburg/Essen mit dem Abschluß als Dipl.Kaufmann. Er ist seit über 30 Jahren in der Baubeschlag- und Lüftungsindustrie bei marktführenden Unternehmen in tätig. Seit März 2017 verantwortet er in der Geschäftsleitung der SIEGENIA Gruppe die strategische Geschäftsfeldentwicklung und das Produktmanagement.

Wieland Frank (*1959), verheiratet und Vater zweier Kinder, studierte nach Abitur und Militärzeit als Gebirgsjäger Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Maschinenbau an der TU Darmstadt. Während des Studiums absolvierte er ein Auslandspraktikum als Trainee bei einem internationalen Pressenhersteller in den USA. Der Tod des Vaters erforderte den Einstieg in das eigene Familienunternehmen unmittelbar aus dem Studium heraus. Seit 1988 führt er als persönlich haftender Gesellschafter - in nun vierter Generation - die SIEGENIA GRUPPE.


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