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„Der Straßenraum in München muss neu verteilt werden“ – Interview mit Georg Dunkel, Mobilitätsreferent der Landeshauptstadt München

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Geschrieben
21 September 2022
Thema
Mobilität
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Jahr um Jahr wächst München weiter und der Ruf nach einer Mobilitätswende wird immer lauter. Doch deren Ausgestaltung muss mit den unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger vereinbar sein – für Mobilitätsreferent Georg Dunkel keine leichte Aufgabe. Wir haben mit ihm über die Zukunft der Mobilität in München und konkrete Projekte zur Verbesserung des Verkehrsdrucks gesprochen.

Wie ist Ihr täglicher Arbeitsweg und wie kommen Sie morgens zur Arbeit?

Ich wohne in der Nähe des Olympiaparks und habe mein Büro in der Sendlinger Straße. Ich fahre das ganze Jahr mit dem Fahrrad.

Wie erleben Sie derzeit persönlich die Mobilitätssituation in München?

Wir sind in einer Umbruchsituation. Die Mobilitätswende ist aus vielerlei Gründen zwingend nötig und nicht verhandelbar. Der Straßenraum in München muss neu verteilt werden. Manchen kann es damit gar nicht schnell genug gehen. Andere dagegen verlieren liebgewonnene Privilegien und zeigen dafür kein Verständnis. Die unterschiedlichen Interessen in der Bürgerschaft auszugleichen, ist nicht einfach und am Ende auch nicht immer möglich.

Welche Prioritäten hat sich das Mobilitätsreferat der Landeshauptstadt München für die nächsten fünf Jahre gesetzt?

Das Mobilitätsreferat setzt die Verkehrswende um. Wir haben dafür einen Fahrplan, unsere Mobilitätsstrategie 2035, mit 19 Teilstrategien. Seit der Referatsgründung im Januar 2021 haben wir schon viel erreicht: Für den Ausbau des Tramnetzes hat uns der Stadtrat über 500 Millionen Euro bewilligt. Auch das Thema Sharing wird in den kommenden Jahren massiv an Bedeutung zunehmen. Bis 2026 werden wir 200 Mobilpunkte mit 1.600 Stellplätzen für Sharing-Autos errichten. Wir verfolgen außerdem die autofreie bzw. autoreduzierte Altstadt, setzen das Bürgerbegehren Radentscheid um und haben erst kürzlich einen weiteren Bauabschnitt für den Altstadt-Radlring begonnen.

Hat das citizen mobility Projekt “Umparken Schwabing” wertvolle Impulse für die Landeshauptstadt München geliefert?

Es entsteht wertvolles Wissen für die Stadt, in diesem Fall die Erkenntnis, dass wir mehr Mobilitätsangebote am Wochenende benötigen, beispielsweise für Ausflüge in die Berge. Der Bergbus ist ein kleiner Baustein, der hier weiterhilft, aber auch mit dem massiven Ausbau des Sharings werden wir hier große Verbesserungen erreichen können. Zudem hat das Projekt bestätigt, dass ein Umstieg vom privaten Pkw auf nachhaltige Mobilität gut machbar ist, wenn die richtigen Angebote verfügbar sind.

Einzelinteressen zu verfolgen können wir uns angesichts der großen Herausforderungen nicht mehr leisten.

Georg Dunkel, Mobilitätsreferent der Landeshauptstadt München

Welche Vorteile bietet die Zusammenarbeit mit dem Digital Hub Mobility für die Landeshauptstadt?

Einzelinteressen zu verfolgen können wir uns angesichts der großen Herausforderungen nicht mehr leisten. Im Digital Hub Mobility werden ganz viele unterschiedliche Perspektiven und Kompetenzen von Wirtschaft, Start-ups, Wissenschaft und Verwaltung gebündelt. Wir sind gemeinsam auf der Suche nach den passenden Lösungen für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt. Wir können Ideen testen, daraus lernen und so gemeinsam mit dem Digital Hub Mobility in München die Grundlagen für die Einführung neuer, zukunftsweisender Lösungen schaffen.

Was wünschen Sie sich von Wirtschaft und Gesellschaft für die mobile Zukunft Münchens?

Ich wünsche mir, dass alle, die in der Stadt unterwegs sind, Verständnis zeigen für die Perspektiven der anderen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir als Stadtgesellschaft insgesamt profitieren werden, wenn wir die Mobilitätswende gemeinsam umsetzen. Dazu gehört aber auch, dass man nicht auf seiner Position verharrt, sondern sich bewegt und einen Schritt auf die anderen zugeht.

Vielen Dank für das Interview!