Drei Personen beim Netzwerken © Bert Willer
Geschrieben
11 September 2020
Thema
Nachhaltigkeit
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Start-ups spielen eine Schlüsselrolle wenn es darum geht, unsere Gesellschaft und Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Wir haben Johannes von Borries, Managing Partner bei Unternehmertum Venture Capital Partners (UVC Partners), zur Investment-Perspektive befragt: Warum macht Nachhaltigkeit für Start-ups wirtschaftlich Sinn? Welche Rolle spielt der Venture Capital-Fonds als unterstützende Kraft? Und wie lassen sich Investitionen mit Impact überhaupt bewerten?

Die Konvention der Vereinten Nationen zum Klimawandel (UNFCCC) macht in ihrer Publikation zu Förderorganisationen für Start-ups unmissverständlich klar: wir brauchen Technologien zur Milderung der Erderwärmung. Start-ups spielen mit Pionierleistungen hier eine der Hauptrollen: Sie entwickeln und validieren neue Technologien und setzen Innovation oft schneller um als größere Firmen. Der deutsche Startup Monitor 2019 bestätigt: “Häufig leisten [Start-ups] Pionierarbeit, wenn es darum geht, Umweltinnovationen am Markt einzuführen.” Doch wie sehen die ökonomischen Chancen aus?

Die Energie-, Transport-, Produktions- und Dienstleistungsmärkte, um nur einige zu nennen, bieten enorme Chancen für unternehmerische Personen, die bereit sind, neue Güter und Dienstleistungen zu schaffen, die Klimatechnologien verkörpern. Wenn sie diese Chancen nutzen, werden sie den Klimawandel bekämpfen, Arbeitsplätze schaffen und die nachhaltige Entwicklung unterstützen.

UNFCCC, Bericht "Climate Technology Incubators and Accelerators", S. 11

Machen Start-ups die Welt besser?

Motivation ist meist schon im Spiel: “Gründende möchten an sich die Welt verbessern”, spiegelt Johannes von Borries seine Begegnungen mit unternehmerischen Teams. Es geht aber um die richtige Prise Idealismus: “Einige sind das Thema Impact zu einseitig angegangen. Die Einstellung ‘Ich darf kein Geld damit verdienen und alle helfen nur aus Überzeugung mit’ lässt kein erfolgreiches Unternehmen entstehen. Die positive Wirkung des Produktes bleibt damit ebenfalls klein.”

Mit der richtigen Dosis Idealismus zum Erfolg

Ein Beispiel aus dem Portfolio von UVC Partners verdeutlicht die Relation. Flixbus, in das UVC Partners als einer der ersten Fonds investierte, begann nicht als “grünes” Start-up. Trotzdem ist der Gigant heute einer der zentralen Treiber der Sharing-Mobilität in Europa - und bewirkt damit enorme CO2-Einsparungen im Verkehrssektor.

Für den Impact gilt: Besser performen die Start-ups, die wirtschaftlich erfolgreich sind und gleichzeitig sozial bzw. ökologisch ausgerichtet. Und: das eine bewirkt das andere. Eine Studie von TechFounders zum Thema Nachhaltigkeit in Start-ups bestätigt, dass Gründungen mit nachhaltiger Agenda mehr Kundschaft und mehr potentielle Mitarbeitende auf dem Markt anziehen. “Es entstehen auch große neue Märkte, das Thema gewinnt definitiv weiter an Bedeutung”, meint von Borries.

Impact Score: Nachhaltige Investments bewerten

Das Team von UVC Partners handelt nach einer klaren Investment-Strategie. Diese bewegt sich entlang der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen. So systematisch geht kaum jemand in der Venture Capital-Branche das Thema Nachhaltigkeit an.

Wir bewerten alle Start-ups mit einem Impact Score. Dabei prüfen wir für jedes SDG, wie deren Wirkung darauf ist und vergeben Punkte. Das ist ausschlaggebend für unsere Entscheidung: Nur wenn die Rechnung einen positiven Gesamtwert ergibt, investieren wir in das Team.

Johannes von Borries, Managing Partner bei UVC Partners

Im Gegensatz zu Impact Fonds bedeutet ein höherer positiver Score für UVC Partners nicht, dass das Start-up als Investition bevorzugt wird. “Diese Rechnung beinhaltet nicht die Wirtschaftlichkeit. Nachhaltigere Start-ups sind nicht unbedingt wirtschaftlich erfolgreicher. Wir müssen sicher sein, dass das Team ökonomischen Erfolg haben wird. Es gibt jedoch keinen Trade-off: ein hoher positiver Impact Score kann z.B. nicht gegen einen kleinen Markt aufgerechnet werden, genauso wenig wie ein attraktives Geschäftsmodell keinen negativen Impact Score rechtfertigt. Der positive Impact ist eine unabhängige Nebenbedingung”, erklärt von Borries.

UVC Partners begleitet die Teams in ihrer Entwicklung und unterstützt mit einem umfangreichen Netzwerk und Erfahrung. Den Impact verfolgen beide gemeinsam: “Mit jedem unserer Portfolio-Start-ups machen wir einen Workshop und fragen ‘Wie stellt ihr sicher, dass ihr nachhaltig seid?’ Jedes Start-up wählt drei der Entwicklungsziele (SDGs) aus, die sie verfolgen.” Der Check der Ergebnisse stellt sicher, dass das Investment nicht nur wirtschaftlich Sinn macht, sondern auch einen Beitrag für die Gesellschaft und den Planeten leistet.

Kontakt

Johannes von Borries, Managing Partner bei UVC Partners
borries@uvcpartners.com

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